Keynote
Prof. Dr. Guido Möllering
Prof. Dr. Guido Möllering ist Direktor des Reinhard-Mohn-Instituts für Unternehmensführung an der Universität Witten/Herdecke und Inhaber des Reinhard-Mohn-Stiftungslehrstuhls für Unternehmensführung. Er wurde in Cambridge promoviert und habilitierte sich an der FU Berlin. Sein Buch „Produktion in Netzwerken“ (mit Jörg Sydow) behandelt das Thema Kooperation systematisch, außerdem gehört er zu den führenden Vertrauensforschern.
Kooperationen ohne Illusionen
Erstmal für immer?
Familienunternehmen wird im Vergleich zu anderen Unternehmen eine geringere Neigung, aber eine größere Fähigkeit zur strategischen Kooperation mit externen Partnern zugeschrieben. Sie verlassen sich eigentlich lieber auf sich selbst, sind notfalls jedoch besser darin, verlässliche Partner zu finden und an sich zu binden.
Vor diesem Hintergrund beleuchtet Professor Möllering in seiner Keynote zunächst die Bedeutung und die Motive kooperativer Unternehmensbeziehungen im Allgemeinen und bezieht sie speziell auf Familienunternehmen. Die Motivation zu kooperieren entspringt oft dem vermeintlichen Gegenteil: dem Wettbewerb, in dem man gemeinsam besser bestehen kann als alleine, weil man mit Partnern mächtiger, günstiger, innovativer, nachhaltiger wird.
Die Kehrseite der Medaille sind eine Reihe von Herausforderungen und Paradoxien, die man sich beim Eingehen von Kooperationen einhandelt und die Professor Möllering als Spannungsverhältnisse thematisiert. In Partnerschaften zwischen Unternehmen gibt es stets zugleich Autonomie und Abhängigkeit, Vertrauen und Kontrolle, Stabilität und Flexibilität sowie nach wie vor Konkurrenz untereinander trotz aller Kooperation.
Ob Kooperationsziele erreicht werden, hängt entscheidend davon ab, welche Partner man findet und wie sie mit den Spannungverhältnissen in Kooperationsbeziehungen umgehen. Professor Möllering weist darauf hin, dass Familienunternehmen hierfür grundsätzlich gut aufgestellt zu sein scheinen. Die große Bedeutung von engen Beziehungen ist ihnen eingeschrieben, aber auch deren mögliches Scheitern.
Man sollte also keine Illusionen hegen, dass Kooperationsziele schnell erreicht werden und die Zusammenarbeit leicht werden wird, selbst wenn alles gut zu passen scheint. In der Praxis bedeutet Kooperation oft ja eben, dass man erst in der Zusammenarbeit genauer herausfindet, welche Ziele wie gemeinsam erreicht werden können. Gerade Familienunternehmer sind es nicht gewohnt, obschon sie die Möglichkeit hätten, die Dinge entspannt auf sich zukommen zu lassen und dem Partnerunternehmen Freiräume zur Entfaltung zu geben.
Die Keynote von Professor Möllering vermittelt außerdem die Erkenntnis, dass man Partnerschaften nur bedingt intuitiv gestalten kann, sondern lieber gewisse Kompetenzen für ein reflektiertes Kooperationsmanagement aufbauen sollte. Dann fällt es leichter, sich damit zu arrangieren, dass Unternehmenskooperationen trotz aller nötigen Ernsthaftigkeit und echtem Bindungswillen typischerweise auf der Grundannahme stattfinden, dass man sich freiwillig zusammenschließt und – anders als in familiären Beziehungen – wieder trennen kann, getreu der halbherzigen und genau deshalb hilfreichen Maxime: Erstmal für immer.