Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
Prof. Dr. Andreas Pinkwart
Sehr verehrte Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer,
es ist mir eine besondere Freude, das 20-jährige Jubiläum des Wittener Kongresses für Familienunternehmen mit Ihnen vor Ort zu begehen und seine Veranstalter persönlich zum Erfolg zu beglückwünschen.
Die Familienunternehmen in Deutschland haben seit Jahrzehnten wichtigen Anteil am gesamtwirtschaftlichen Erfolg und übernehmen darüber hinaus wichtige Vorbildfunktionen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Der 20. Kongress steht unter dem Leitthema „Zeiten des Umbruchs – Mut zur Kooperation“. Dieser Schwerpunkt ist exzellent gewählt. Denn er zeigt eine wichtige Handlungsoption für jeden einzelnen Entscheider auf, um disruptive Herausforderungen in Ökonomie und Gesellschaft zu bewältigen: die Kooperation.
Wie stellt sich die derzeitige Ausgangslage dar? Die zweite Phase der Digitalisierung bedeutet eine weitgreifende Rationalisierung unserer bisherigen technisch-industriellen Kultur. Dies geht mit einer Neuausrichtung selbstverständlich gewordener Produktionsabläufe, Kundenbeziehungen und Innovationszyklen einher. Zugleich werden bislang bewährte Lebens- und Arbeitswelten aufgebrochen und in der Folge individuelle sowie unternehmensbezogene Beziehungen, Handlungs- und Kooperationsmustern infrage gestellt.
Kooperation als mögliche Lösung in Anbetracht dieses disruptiven Umbruchs erfordert daher in der Tat Mut, aber vor allem – und das darf nicht unterschätzt werden – Vertrauen.
Seit der intensiveren Erforschung der „animal spirits“ durch Akerlof und Shiller haben menschliche Schlüsselbegriffe wie „Vertrauen“ auch in der Forschung an Bedeutung gewonnen. Den beiden Autoren zufolge liegt der Kern von Vertrauen schlicht darin, dass „es darüber hinausweist, was vernünftig erscheint“.
Wir sollten daher – gerade in der von Familien bestimmten Unternehmenspraxis – den Blick häufiger auf das vermeintlich „Unvernünftige“ richten und dessen Wirkprozess beim Entstehen von Vertrauen, Kooperation und Netzwerken näher beleuchten.
Dies verschafft uns spannende, innovative Perspektiven – gerade für die unternehmerische Praxis des Familienunternehmens und dem dort erforderlichen Aufbau vertrauensbasierter Interaktionen und strategischer Partnerschaften.
Aus meiner Sicht bedarf die klassische Managementlehre dauerhaft einer Ergänzung um verhaltenswissenschaftliche Komponenten. Dies bezieht sich sowohl auf die individuelle Unternehmensebene mit spezifischen Führungsfragen als auch auf den unternehmensübergreifenden Kontext mit der Frage des Managements von Kooperationen und Netzwerken.
Vertrauen und die Kooperation von Individuen, Organisationen und Unternehmen müssen immer wieder aufs Neue erarbeitet, nachjustiert und manchmal durch äußere Impulse gefördert werden.
Diesen äußeren Impuls will der 20. Wittener Kongress für Familienunternehmen am 16. /17. Februar 2018 in gewohnt wissenschaftlich fundierter und anregender Weise setzen. Ich freue mich auf diese Veranstaltung, um mit Ihnen die verschiedenen Dimensionen und kreativen Spannungsverhältnisse, die sich durch den „Mut zur Kooperation“ innerhalb und außerhalb von Familienunternehmen ergeben, eingehend zu diskutieren.
Herzliche Grüße
Prof. Dr. Andreas Pinkwart