Unternehmerfamilien sind besondere Familien, in denen das verkoppelt ist, was in unserer Gesellschaft zumeist getrennt wird: das private Familien- und das geschäftliche Berufs­leben. Mitglieder von Unternehmerfamilien sind über ihr Verwandtschaftsverhältnis sowie über die gemeinsame Eigentümerschaft an einem oder mehreren Unternehmen miteinander verbunden. Sie müssen die anspruchsvolle Aufgabe meistern, Familie zu bleiben und gemeinsam unternehmensbezogene Eigentümerentscheidungen zu treffen, die ihren ­geschäftlichen Erfolg auch für die Zukunft sichern. Das erfordert eine besondere Kooperation innerhalb der Familie.

Dabei zeigt sich regelmäßig, dass Unternehmerfamilien, je größer sie werden, je mehr Mitglieder sie haben, einen Grad formaler Organisation entwickeln, der für Familien untypisch ist. Es werden zum Beispiel Familiengremien mit Funktionsträgern eingerichtet. Zudem wird ein Management der Unternehmerfamilie entwickelt und realisiert, das sich an einer Fami­lienstrategie, einer Family Governance, orientiert.

Trotz dieser notwendigen formalen Organisation der Unternehmerfamilie stellt sich regelmäßig die Frage, wie der Zusammenhalt in der Familie und die aktive Mitarbeit der Familienmitglieder gesichert werden kann. Nicht selten ist das Engagement für die Unternehmerfamilie ungleich verteilt. So wird spürbar, dass sich Kooperation nicht von selbst versteht und immer wieder aktiv implementiert werden muss.

Im Workshop wollen wir die These diskutieren, dass Unternehmerfamilien womöglich nicht nur Familien und Organisationen zugleich sind, sondern auch als soziale Netzwerke gedacht werden können. Denn Netzwerkbeziehungen sind solche, die zwischen den Netzwerkpartnern eine Wechselseitigkeit von Geben und Nehmen anregen, die erst das aktiviert und sichert, was mit Kooperation bewertet werden kann: das nachhaltige Interesse von Personen aneinander als Grundlage für gemeinsames und zielbezogenes Handeln.