Familienmanagement
Zwischen Kooperation und Einmischung
Ausgangspunkt dieses Workshops ist eine Kontroverse zwischen den beiden Referenten. Sie bewegt sich zwischen zwei Polen.
» Zum einen wird es gerade bei einem wachsenden Gesellschafterinnen-/Gesellschafterkreis zunehmend wichtig, dass die Familie sich intensiv mit sich selbst befasst und „Gesellschafterinnen-/Gesellschafterkompetenz“ erwirbt, um geschäftliche Entscheidungen bewusst und engagiert zu verfolgen. Eine aktive Eigentümerin/ein aktiver Eigentümer versteht die Dynamiken seines Familienunternehmens, besitzt basale wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse und weiß um die Bedeutung strategischer Überlegungen. Einige Gesellschafterinnen und Gesellschafter sind darüber hinaus soweit qualifiziert, dass sie in Gremien als kompetente Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner auf Augenhöhe für die Geschäftsführung wirken, und so die Stimme der Familie im Unternehmen hörbar machen können.
» Die andere Position sieht diesen Weg als theoretisch, ja „wirklichkeitsfremd“ an. Die durchschnittliche Gesellschafterin/der durchschnittliche Gesellschafter kann unmöglich ein Wissen erwerben, das es ermöglicht, die Komplexität der Unternehmensführung in der erforderlichen Tiefe nachzuvollziehen. Gesellschafterinnen-/Gesellschafterkompetenz kann dann sogar gefährlich werden, wenn das Unternehmen durch die Einmischung der Familie zu stark irritiert wird, etwa wenn sich Gesellschafterinnen und Gesellschafter am Beirat vorbei an die Geschäftsführung wenden. Viel wichtiger ist es, auf vielen Ebenen an dem Vertrauensverhältnis innerhalb der Familie und zwischen Familie, Gremien und Geschäftsführung zu arbeiten.
Der Workshop soll diese Positionen nachzeichnen. Statt einer Suche nach Lösungen geht es gerade um eine Sensibilisierung der Akteure, die durch eine engagierte Diskussion zwischen diesen Positionen möglich wird.
Dr. jur. Jörg Mittelsten Scheid
ist Jahrgang 1936 und wurde 1969 persönlich haftender Gesellschafter der Vorwerk & Co. KG in Wuppertal. Er war über viele Jahre Vizepräsident des DIHK sowie Präsident des Europäischen Dachverbandes der Kammern ‚Eurochambres‘. Ende 2005 wechselte er aus der Unternehmensleitung an die Spitze des Beirats, seit 2013 als Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit.
Arist v. Schlippe, Prof. Dr. phil., Dipl.-Psych., Psychol. Psychotherapeut
Seit 2005 Inhaber des Lehrstuhls „Führung und Dynamik von Familienunternehmen“ am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) der Universität Witten/Herdecke. Davor 23 Jahre in der Klinischen Psychologie an der Uni Osnabrück tätig. Systemischer Lehrtherapeut, lehrender Coach und lehrender Supervisor (Systemische Gesellschaft, Berlin)