Arbeitswelt

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Kooperieren oder Verlieren?

Neue Formen der Zusammenarbeit fordern uns alle heraus

In Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung nehmen Vernetzungsdichte und Informa­tionsflut zu. Mit steigender Komplexität und Volatilität wird es immer schwieriger, langfristige Vorhersagen zu machen. Die Mehrzahl der Führungskräfte stimmt in einer von nextpractice durchgeführten Wertestudie zu „Guter Führung“ darin überein, dass Steuerung und Regelung angesichts der Komplexität, Dynamik und abnehmenden Planbarkeit in unserer Arbeitswelt häufiger nicht mehr angemessen sind. Mehrheitlich bringen die Führungskräfte zum Ausdruck, dass es ein solidarisches und kooperatives Miteinander braucht, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern und Neuem wachsam zu begegnen.

 

In der durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Studie „Gute Führung“ wurden 400 Führungskräfte in Tiefeninterviews zur Führungskultur in Deutschland befragt. Ganze 100% halten die Fähigkeit zur professionellen Gestaltung ergebnisoffener Prozesse für eine Schlüsselkompetenz. Angesichts instabiler Marktdynamik und abnehmender Vorhersagbarkeit erscheint ein schrittweises Vortasten erfolgversprechend als die Ausrichtung des Handelns an fragwürdigen Planungen. Die Führungskräfte sind sich sicher, dass die Organisation in Netzwerken am besten geeignet ist, die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu bewältigen. Mit der kollektiven Intelligenz selbstorganisierender Netzwerke verbinden sie mehr kreative Impulse, höhere Innovationskraft, Beschleunigung der Prozesse und Verringerung von Komplexität.

 

Mit dem Übergang zur Netzwerkorganisation schwindet nach Meinung der Führungskräfte aber auch der Einfluss von Hierarchie und die Gestaltung von Zusammenarbeit gewinnt an Bedeutung. Die Durchsetzung eigener Vorstellungen über Anweisungen sei nicht mehr möglich. Deshalb sind Einfühlungsvermögen und Einsichtsfähigkeit zunehmend gefordert. Diese Erkenntnisse bestärken die Ergebnisse der Studie „Wertewelten Arbeiten 4.0“, in der Beschäftigte sehr unterschiedliche, teilweise völlig gegensätzliche Erwartungen an eine „gute Arbeitswelt“ zum Ausdruck bringen.

 

Nachdem die Referentin und der Referent einen Einblick in die Kernergebnisse der Wertestudien gegeben haben, soll im Workshop diskutiert und reflektiert werden, wie vor dem Hintergrund der hohen Veränderungsdynamik, der vielfältigen Anspruchslagen und schwindenden hierarchischen Einflusses Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens, aber auch mit Partnerinnen/Partnern, Lieferantinnen/Lieferanten und Kundinnen/Kunden auch zukünftig gut gelingen kann, um im kollaborativen Miteinander Innovationspotenziale zu heben und Leistung zu entfalten.

Andreas Greve

ist Psychologe und Mitbegründer sowie ­Geschäftsführer der nextpractice GmbH. Er ­beschäftigt sich seit fast 25 Jahren mit dem Wandel der Arbeitswelt und dessen Auswirkungen auf Organisationen und Führung.

Ute Herscheid

ist Betriebswirtin und durchlief mehrere Führungspositionen im Vertrieb verschiedener namhafter Lebensmittelhersteller, bevor sie die Geschäftsführung des neu gegründeten gemeinnützigen nextpractice-Institut für Kom­plexität und Wandel übernahm.